Mit 38 Jahren stellte ich mir folgende Frage: Wenn ich jetzt sterbe, hatte ich ein glückliches Leben? Die Antwort zum damaligen Zeitpunkt war "nein". In diesem Moment wusste ich, ich will etwas in meinem Leben verändern, denn sonst sterbe ich eines Tages und mein Leben war nicht das, warum ich zur Welt gekommen war. Es war der Beginn einer langen Reise, die bis heute andauert. Es war die Reise zu mir selbst und ich bin zutiefst dankbar, sie angetreten zu haben. Wir sind geprägt von unserer Erziehung, vom Schulsystem, von der Kultur, in der wir aufgewachsen sind, von Freunden, die uns umgeben, von Glaubenssätzen, die wir verinnerlicht haben und wissen oft sehr wenig über uns selbst. Aber das herauszufinden ist das Schönste, das uns passieren kann.
Ich war radikal in meiner Entscheidung und mutig und habe keinen Stein auf dem anderen gelassen. Ich verließ die traute Umgebung, meinen vertrauten Beruf und alles, was mir jahrelang Halt und Stütze gab. Mit Rucksack und Trolley (ein bißchen Tussi blieb) reiste ich durch viele Herren Länder. Ich hatte nie einen Plan, sondern folgte meinem Gefühl. Ich hielt es wie Laotse: "Der wahre Reisende hat keinen festgelegten Weg, noch will er an ein Ziel." Auszug aus meinem Reisetagebuch: " Es ist, als würde ich an jedem Ort bereits erwartet werden. Alles ist für mich vorbereitet und ich brauche nur mehr zuzugreifen. Vieles geschieht auf wundersame Weise. Ich bin geführt, beschützt, getragen." Kein Plan - kein Ziel - keine Vorstellung, alles hat sich einfach ergeben. Ich erlebte das erste Mal das Gefühl von Freiheit.
"Nur im stehenden Wasser kann man sich selbst finden, nicht im fließenden." Es gibt viele Arten von Ablenkungen, um sich nicht mit sich selbst auseinander setzen zu müssen. Meine Seele ließ mir keine Wahl. Auf dieser Reise musste ich mich mir selbst stellen.
Ich erkannte, dass es kein richtig oder falsch gibt, sondern dass alles eine Erfahrung ist. Was in einem Land verboten ist, ist im anderen Land erlaubt. Ich lernte, dass es auf dieser Welt viele verschiedene Welten gibt, die allesamt nichts miteinander zu tun haben.
Ich hatte Gewissheit und lernte, mir zu vertrauen. Ich sah das Gute im Menschen und bekam es zu Gesicht. Diese Reise war das Beste, das mir passieren konnte. Ich erhielt vielfachen Lohn für all die Anstrengung.
Ich hatte viel Glück in meinem Leben. Habe die richtigen Leute getroffen und gelernt, dass man auch im Regen tanzen kann. Wir bewerten oft vorschnell eine Situation, als gut oder als schlecht. Meist stellt sich aber erst viel später heraus, ob es wirklich so war. Mein Leben hat mich durch viele Höhen und Tiefen geführt. Allen gemein war, dass ich daraus lernen durfte. Eine Lektion, die mir das Leben ebenfalls erwies, war, jeden Menschen als Lehrer zu sehen. Jeder Mensch, der dir begegnet hat üblicherweise ein Geschenk für dich. Meist können wir es nur nicht deuten. Manchmal spiegelt er uns etwas, manchmal erzürnt uns ein anderer und zeigt uns somit auf, was in uns noch nicht geheilt ist. Ich hatte viele Lehrer in meinem Leben und danke jedem Einzelnen.
Der eigenen inneren Stimme zu folgen ist meist keine einfache Sache. Schon alleine deshalb, weil wir sie nicht hören oder gerne überhören. Der Verstand hat meist schnell einen anderen, "besseren" Vorschlag parat. Ich habe gelernt, dass, wenn ich meiner Intuition folge und den Verstand beiseite schiebe, sich meist günstige Gelegenheiten, besondere Momente, schöne aufregende Ereignisse uvm ergeben. Wenn man Neues entdecken will, muss man neue Wege gehen und sollte tunlichst nicht die Meinung anderer einholen.
Albert Einstein hat es am Treffendsten formuliert: "Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, daß wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen."